Richtig atmen mit der Drei-Phasen-Atmung
Okt 03Die meisten Menschen atmen zu kurz und flach. Die Folgen sind ein geringer Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport und damit eine vermehrte Säurebildung infolge von Kohlendioxid-Rückständen im Organismus. Durch einen Sauerstoffmangel kommt es zur Unterversorgung von Körpergeweben und Organen.
Eine vernachlässigte Atmung vermindert die Lebenskraft und macht den Körper für Krankheiten anfällig, die Lebenserwartung sinkt. Das Ergebnis sind verkümmerte Atmungsorgane, ein eingesunkener Brustkorb, schmale Schultern, Krankheiten wie Asthma, Blutdruck-Probleme, Arterienverkalkung, Zuckerkrankheit, Depressionen sowie ganz allgemein Stoffwechselbeschwerden.
Die rhythmische vollständige Drei-Phasen-Atmung
Wenn nicht anders empfohlen, können Atmungsübungen stehend, sitzend oder liegend ausgeführt werden und dies stets nüchtern, oder wenigstens vier bis fünf Stunden nach einer Mahlzeit. Bei allen Atemübungen achten wir auf eine gerade Haltung der Wirbelsäule.
1. Die drei Phasen der Einatmung
Nach einer kräftigen Ausatmung beginnen wir mit der Einatmung. Damit die Lungen optimal gefüllt, erweitert und ausgedehnt werden können, sollte man langsam und tief einatmen.
Die erste Phase umfasst die Bauchatmung
Während wir durch die Nase einatmen, konzentrieren wir unser Bewusstsein in den unteren Teil der Lunge, bis ein Druck auf das Zwerchfell (Diaphragma) wahrnehmbar wird. Dieses wiederum übt einen leichten Druck auf die Bauchorgane aus, die dadurch massiert werden. Mit der Wölbung des Diaphragmas nach unten wölbt sich der Bauch nach außen, wodurch eine optimale Füllung der unteren Lunge gewährleistet wird. Um diese Bewegungen besser wahrnehmen zu können, ist es für Anfänger angezeigt, beide Hände auf den Nabel zu legen. Eine tiefe Einatmung füllt die Lungen bis tief hinunter zu den letzten Lungenbläschen (Alveolen).
Die zweite Phase beinhaltet die mittlere Atmung
Nachdem die unteren Regionen der Lunge optimal mit Luft gefüllt wurden, erweitern wir den unteren und mittleren Teil des Brustkorbes, indem wir die Luft weiter nach oben strömen lassen. Wir machen uns die Ausdehnung der mittleren Rippen bewusst.
Die dritte Phase enthält die obere Atmung
Die Luft wird nun in die oberen Lungenspitzen gesaugt. In der Folge kommt es zu einer vollen Aufwölbung der Brust und zum Anheben des Schlüsselbeins sowie der Schultern. Wir sollten so viel Luft einsaugen, wie in der erweiterten Lunge Platz findet. Aber keinen Zwang ausüben. Beim Füllen der oberen Lungenflügel zieht sich der Bauch wie von selbst ein und das Zwerchfell wird leicht nach oben gezogen.
2. Die Ausatmung
Wir atmen durch die Nase in der gleichen Reihenfolge aus wie beim Einatmen:
Zunächst wird mithilfe der Bauchmuskeln die Bauchwand eingezogen und dabei die verbrauchte, mit Kohlendioxid angereicherte Luft aus der unteren Region der Lunge ausgestoßen. Es hebt sich dabei das Zwerchfell, wodurch auch das Herz massiert wird. Danach wird durch Kontraktion der unteren und schließlich der oberen Rippenmuskeln die restliche Luft aus der Lunge entlassen. Schlüsselbein und Schulter senken sich in ihre Ausgangslage zurück. Bei der Ausatmung sollte möglichst wenig Luft in der Lunge zurückbleiben, um das in der Lunge verbleibende Kohlendioxid so gering wie möglich zu halten. Dies wird erreicht, indem man stets mehr ausatmet als einatmet. Die gesamte Atemübung sollte weich und zügig verlaufen.
Ergänzungen zu den Standard-Atemtechniken
Wenn das Einatmen unmittelbar der Ausatmung folgt, spricht man von der sogenannten Kreisatmung. In zahlreichen Yoga- und Atemschulen werden verschiedene Atemtechniken gelehrt. Beispielsweise können für unterschiedliche Zwecke während der Ein- und Ausatmung verschiedene Rhythmen praktiziert werden.
Für Anfänger gilt meist: Acht Herzschläge während der Einatmung und die gleiche Anzahl während der Ausatmung zu zählen. Auch Pausen in unterschiedlichen Längen können zwischen Ein- und Ausatmen eingelegt werden. Solche Atemtechniken lassen sich im Beruf, Sport und in der Freizeit erfolgreich einsetzen.
Regelmäßig praktizierte Atemübungen, kombiniert mit Sport und Gymnastik führen zu einer erheblichen Steigerung des Atemvolumens und fördern die körperliche, psychische und geistige Gesundheit sowie Vitalität im Allgemeinen.
Physiologie der Atmung
Über die Nase und Atemwege gelangt die Atemluft zu den Lungenbläschen. Von diesen diffundiert der Sauerstoff der Atemluft durch die fein verzweigten Blutgefäße hindurch, wo Erythrozyten (rote Blutkörperchen) den Sauerstoff an sich binden und diesen in die Körperzellen transportieren. Umgekehrt werden das in den Zellen anfallende Kohlendioxid sowie andere Stoffwechsel-Rückstände aus den Zellen über Erythrozyten in die Lunge abtransportiert.
Die Verwertung des aufgenommenen Sauerstoffes vollzieht sich in den Zellen; das ist die eigentliche Energiegewinnung. Sie findet in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) statt. Dabei wird durch die sogenannte Phosphorylierung, wobei Adenosin-Di-Phosphat zu Adenosin-Tri-Phosphat umgewandelt und Energie frei.
Spirituelle Praktiken der Atmung
Wir füllen unsere Lunge mit einem vollen Atemzug und atmen die Luft nicht aus, bevor sie ihre wohltuende, segensreiche Wirkung ausgeübt hat. Wird die Luft zu früh ausgeatmet, kann die Lunge die in der Luft enthaltenen Kräfte nicht hinreichend verarbeiten, nicht genug assimilieren. Da liegt die Erklärung, warum viele Menschen oft müde, nervös und reizbar sind.
Um uns das Maximum an gehaltvollen Elementen aus der Luft anzueignen, müssen wir diese in der Lunge komprimieren und zurückhalten. Schon beim Einatmen sollte man sich auf den Gedanken konzentrieren, alle nötigen Elemente wie Kalzium, Jod, Magnesium etc. aus der Luft in sich aufzunehmen.
Eine wirksame Übung für Geist und Spiritualität
In unserem geistigen Auge stellen wir uns beim Ausatmen vor, wir dehnten uns dermaßen aus, dass wir bis zu den Grenzen des Universums hinausragen. Beim Einatmen kommen wir dann zu unserem Selbst zurück, zu unserem Ego, das wie ein kaum wahrnehmbarer Punkt im Universum erscheint. Das ist der Schlüssel zu allen Rhythmen des Universums.
Beim Einatmen nehmen wir Elemente des Weltraumes in uns auf, beim Ausatmen übertragen auch wir etwas von unserem Herzen und unserer Seele. Denn Ausatmen bedeutet auch verteilen, das Verteilen des Lichtes, das man in Gottes Nähe geschöpft hat.
Eine Licht bringende Atemübung
An einem ruhigen Ort und in bequemer Haltung atmen wir jeden Tag das Licht ein. Man stellt sich dabei vor, dass man bei jeder Einatmung das Licht in sich einziehen lässt. Das Licht, das noch viel subtilerer Art ist als das der Sonne, diese feinstoffliche alles durchdringende Quintessenz. Wir lassen diesem Licht in uns freie Bahn, damit es alle unsere Zellen und Organe erfülle.
Dann lassen wir es beim Ausatmen hinausströmen und übertragen es in die ganze Welt, damit diese durch unsere Mitwirkung erleuchtet und geklärt werde. Man nimmt so das himmlische Licht auf und verteilt es unter die Menschen. Man sollte nicht nur auf sich selbst bedacht sein und alles für sich zurückhalten. Wer lernt, bewusst zu atmen, erleuchtet seinen Intellekt, erwärmt sein Herz und stärkt seinen Willen.